Interessante Information aus Kassel in Hessen – Für viele Steuerpflichtige ist sie ein alljährliches Schreckgespenst: die Steuererklärung. Formulare, Belege, Fristen – und die Angst, etwas falsch zu machen. Doch das Finanzamt Kassel will genau das jetzt ändern. In einem innovativen Pilotprojekt erstellt die Behörde für rund 1.000 ausgewählte Personen die Einkommensteuererklärung automatisch. Die Betroffenen müssen anschließend nur noch zustimmen oder widersprechen.

So funktioniert das neue Verfahren

Das Pilotprojekt richtet sich zunächst an Steuerpflichtige mit einfach gelagerten Steuerfällen, zum Beispiel Angestellte ohne umfangreiche Nebeneinkünfte oder komplexe Absetzungsmöglichkeiten.

Der Ablauf:

  1. Automatische Datensammlung
    Das Finanzamt greift auf bereits vorliegende Daten zu – etwa aus Lohnsteuerbescheinigungen, Rentenmitteilungen oder elektronisch gemeldeten Versicherungsbeiträgen.
  2. Vorausgefüllte Steuererklärung
    Die Behörde erstellt auf Basis dieser Daten einen fertigen Steuerentwurf.
  3. Digitale oder postalische Mitteilung
    Die betroffenen Steuerpflichtigen erhalten den Entwurf und können diesen prüfen.
  4. Zustimmung oder Widerspruch
    Wer einverstanden ist, gibt einfach grünes Licht. Wer Änderungen oder Ergänzungen hat, kann diese einreichen.

Chancen für Bürgerinnen und Bürger

Das Pilotprojekt könnte für viele eine deutliche Entlastung bringen:

Aus Sicht der Verwaltung ist dieses Projekt auch ein Imagegewinn – weg vom bürokratischen Hemmschuh, hin zu einem bürgerfreundlichen, digitalen Service.

Kritische Punkte & offene Fragen

Trotz aller Vorteile gibt es Punkte, die kritisch betrachtet werden sollten:

Blick in die Zukunft

Sollte das Projekt in Kassel erfolgreich verlaufen, könnte es bundesweit Schule machen. Länder wie Dänemark, Estland oder Schweden arbeiten bereits seit Jahren mit vorausgefüllten Steuererklärungen und berichten von höherer Akzeptanz und weniger Bürokratie.

Für Steuerberater bedeutet das jedoch: Die Rolle wandelt sich. Weg von der reinen Datenerfassung, hin zu Beratung, Optimierung und strategischer Steuerplanung.

Gerade, weil das Finanzamt künftig einfache Steuerfälle automatisiert abwickeln könnte, steigt der Bedarf an qualifizierter Prüfung dieser Entwürfe. Steuerberater können so gezielt sicherstellen, dass individuelle Besonderheiten wie Werbungskosten, Sonderausgaben, außergewöhnliche Belastungen oder steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten nicht übersehen werden.

Das eröffnet neue Möglichkeiten:

Auch für Mandanten lohnt es sich:

Kurz gesagt: Dieses Pilotprojekt könnte den Weg für eine effizientere Zusammenarbeit zwischen Steuerpflichtigen und Beratern ebnen – mit weniger Papierarbeit, dafür mehr individueller Beratung, die echten finanziellen Mehrwert schafft.

Wenn sich das Modell bewährt, könnte es die Steuerlandschaft in Deutschland nachhaltig verändern.